„LEO – muß bleiben“

50 Jahre Landkreis Böblingen – Dritter Teil der Artikelserie des Kreisarchivs

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Zum 1.1.1973 griff die Gebietsreform in Baden-Württemberg und die Zahl der Landkreise reduzierte sich von 63 auf 35. Die Planungen des Innenministeriums sahen in ihrem im Dezember 1969 veröffentlichten „Denkmodell“ eine solche Reduzierung vor. Der Kreis Leonberg gehörte zu den Kreisen, die aufgelöst werden, und dessen Gemeinden auf neu zu bildende, benachbarte Landkreise verteilt werden sollten. Für einen Verdichtungsraum weise der Landkreis eine zu geringe Einwohnerzahl auf, so die damalige Begründung. Kreise in „Verdichtungsräumen“ sollten eine Einwohnerzahl „erheblich über 150.000“ haben; mit 133.570 Einwohnern lag Leonberg zu dieser Zeit darunter.

Der Leonberger Kreistag unter Landrat Wolfgang Ramsauer sowie auch die gesamte Bürgerschaft stemmte sich mit viel Engagement gegen die Auflösung. Leonbergs Landrat Wolfgang Ramsauer wandte sich noch im gleichen Monat in einer Presseerklärung gegen die Auflösung seines Landkreises. 1970 befasste sich der Kreistag mit der Gefahr des drohenden Verlusts der Eigenständigkeit in der Hoffnung, eine Auflösung des Landkreises doch noch abwenden zu können.

Im Nachgang zur Kreistagssitzung vom 12. Mai 1970 gab der Landkreis eine Denkschrift zur Kreisreform heraus, in der detailliert und argumentativ Stellung gegen die geplante Auflösung des Kreises bezogen wurde. Aus der Bürgerschaft bildete sich im November 1970 ein Bürgerkomitee, dem auch Vertreter des Kreistags angehörten, und bereitete eine Volksabstimmung vor. Ein Aufruf lautete, unter Anspielung auf das Leonberger Kfz-Kennzeichen: „Wenn der Kreis Leonberg aufgelöst wird, dann müssen Sie das weltbekannte LEO-Schild gegen das blasse BB vertauschen. Löwe oder BB?“. Es gab aber auch andere schöne Schlagsätze und gar Reime wie „LEO – muß bleiben“, oder: „Doch führ ich LEO in dem Schild / Dann ist die ganze Welt im Bild! Und dieses schöne Löwen-Zeichen, / das soll nun einer BB weichen! // Das LEO, das an allen Orten / uns und andern lieb geworden, / LEO bekannt und originell / wird zerstört durch’s Denkmodell!“

Im Dezember 1970 flog ein Sportflugzeug über das Gebiet des Landkreises Leonberg und zog ein Banner „RETTET DEN KREIS LEONBERG“. Gesponsert wurde dieses aufsehenerregende und weithin sichtbare Zeichen für die Volksabstimmung von Helmut Kraft, einem Leonberger Unternehmer. Die Abstimmung selbst fand am 17. Januar 1971 mit einer Wahlbeteiligung von 75% statt. Das Ergebnis war eindeutig: 94,5% votierten für den Erhalt des Landkreises. Einen Monat zuvor hatte auch der Kreistag einstimmig die Auflösung des Landkreises abgelehnt. Ebenfalls hatten sämtliche Gemeinderatsgremien gegen die Auflösung und für den Erhalt des Landkreises gestimmt.

Dennoch gab es wenige Tage nach der Volksabstimmung die beschlossene Regierungsvorlage mit dem Inhalt der Auflösung des Landkreises Leonberg. Darauf druckte die „Leonberger Allgemeine“ eine „Todes-Voranzeige“ ab mit dem Inhalt: „Nach 15stündiger Beratung der Kreisreformärzte im Landeskrankenhaus ‚Bad.-Württ. Landtag‘ liegt der schon nach früherem Beschluss zu sezierende Patient, der Landkreis Leonberg, kurz nach seiner vom starken Lebenswillen getragenen Wahleuphorie nach dem Willen der Politprofessoren von der SPD und CDU an akutem Kreislaufversagen in der Agonie. Da dem Patienten jede Sauerstoffzufuhr (Zuteilung kreisangrenzender Gemeinden) verweigert wurde, steht sein Ableben im Jahr 1972 fest […]“.

Zum 31. Dezember 1972 wurde der Landkreis Leonberg aufgelöst. Gemessen an der Einwohnerzahl gingen ca. 52% mit der Stadt Leonberg zum neu gebildeten Landkreis Böblingen, ca. 42% zum neu gebildeten Landkreis Ludwigsburg und ca. 6% zum neu gebildeten Enzkreis. Das Kfz-Kennzeichen ‚Leo‘ gehörte lange Jahre der Vergangenheit an, bevor es 2013 als Unterscheidungszeichen für die Bürgerinnen und Bürger des heutigen Landkreises Böblingen wieder eingeführt wurde.

In dieser Serie wirft Kreisarchivarin Debora Fabriz einen Blick auf die Kreishistorie. Quellen: Bestände des Kreisarchivs Böblingen und des Stadtarchivs Leonberg; mit herzlichem Dank an das Team des Stadtarchivs Leonberg – insbesondere auch an die Stadtarchivarin i. R. Bernadette Gramm - für Auskunft und Benutzung der Bestände. Die Serie wird fortgesetzt.

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