Am 26. Juli 2025 fährt die Schönbuchbahn mit den neuen E-Zügen
Außergerichtliche Einigung zwischen Zweckverband und CAF
Bernhard: „Eine Ergebnis, mit der die Schönbuchbahn leben kann.“

Am 26. Juli kann die Schönbuchbahn endlich ihre neuen Elektro-Fahrzeugen in Betrieb nehmen. „Damit fällt ein Stein von Herzen, der Freudentag rückt näher und die letzte Hürde konnten wir beseitigen,“ freut sich der Landrat Roland Bernhard. Vorausgegangen ist eine lange Leidensgeschichte. Die Zulassung der neuen Elektro-Fahrzeuge für die Schönbuchbahn des Typs Nexio hatte sich mehrfach verzögert, bis das Eisenbahnbundesamt sie schließlich am 18. März 2025 erteilte. Im Mai 2024 musste der erste konkrete Termin für die Jungfernfahrt abgesagt werden, im Dezember dann auch der zweite. Seither bestand Uneinigkeit zwischen dem Hersteller CAF und dem Zweckverband als Auftraggeber darüber, wer Verantwortung für die Verzögerungen trägt und wie der finanzielle Schaden zu regeln ist. Ein Gerichtsprozess war nicht auszuschließen. Nun konnten die Parteien eine gütliche Einigung erzielen.
Wann fahren endlich die neuen Fahrzeuge?
Die Inbetriebnahme findet am Samstag, 26. Juli 2025 statt. Am Sonntag, 27. Juli, werden den Fahrgästen kostenlose Fahrten angeboten. Auch der Verkehrsminister wird zur Eröffnung erwartet, da die Schönbuchbahn landesweit die erste Nebenbahn ist, die beschlossen hatte, auf elektrische Antriebe umzustellen.
Warum dauert das noch zwei Monate?
Mit der jetzt getroffenen Einigung kann in den nächsten Tagen die vertragliche Abnahme und die Übereignung der zwölf Fahrzeuge vom Hersteller auf den Zweckverband stattfinden. Erst mit den Fahrzeugen im Eigentum dürfen die Triebfahrzeugführer der Schönbuchbahn den Umgang mit den elektrischen Zügen in praktischen Fahrstunden lernen.
Was ist der Grund, dass die Züge so lange nicht eingesetzt werden durften?
Im Juli 2017 hatte CAF bei der Landeseisenbahnaufsicht (LEA) die Zulassung beantragt. Für 2021 war der Bescheid erwartet worden. Nach mehrfachen Verzögerungen wegen der hohen Anforderungen an die Bremsen erteilte die LEA im März 2025 die Zulassung. Denn der Nexio benötigt entsprechend seiner Leichtbauweise für den Fall des Einsatzes im Mischverkehr mit „normalen“ Eisenbahnfahrzeugen besondere bremstechnische Fähigkeiten, um Zusammenstöße oder Aufpralle zu vermeiden und so den Nachweis gleicher Sicherheit im Eisenbahnverkehr erbringen zu können.
Wer ist verantwortlich für die Verzögerung?
Die Verantwortung für die Verzögerung und den zähen Verlauf des Zulassungsprozesses haben sowohl CAF als Antragsteller wie auch die Genehmigungsbehörde zurückgewiesen. Der Zweckverband Schönbuchbahn war als Kunde von CAF nicht direkt in den Zulassungsprozess involviert. Für eine endgültige Klärung hätte es eines Gerichtsurteils bedurft.
Wie hoch ist der Schaden?
Dem Zweckverband ist ein finanzieller Schaden von sieben Millionen Euro entstanden, u.a. durch die interimsweise Anmietung von elektrischen Zügen der Deutschen Bahn, für die Kosten, um die neuen Fahrzeuge sicher unterzustellen und für zusätzliches Personal für den Fahrkartenverkauf. Zudem werden für den Zweckverband in weiter Zukunft weitere Kosten entstehen durch die strengen Auflagen der Landeseisenbahnaufsicht für den Fall eines Mischbetriebs. In rund zwanzig Jahren, wenn die Züge altersbedingt mehr Wartung und Reparaturen benötigen, werden die auflagenbedingten Einschränkungen im Falle von Mischverkehr mit Fahrzeugen anderer Bauart Zusatzkosten verursachen.
Wie kam die gütliche Einigung zustande?
Zur Durchsetzung seiner Interessen standen dem Zweckverband das Mittel der Aufrechnung und des Einbehalts auf die letzte Kaufpreisrate zur Verfügung. Eine weitere Verzögerung auf unbestimmte Zeit wollte der Zweckverband seinen Fahrgästen nicht zumuten. Im Sinne einer schnellen Inbetriebnahme hat man eine Lösung gefunden, mit der beide Seiten leben können.
Landrat Roland Bernhard ist der Vorsitzende des Zweckverbands und gibt einen Einblick, wie er die Verhandlungen empfunden hat: „Das war ein hartes Ringen. Der Druck war gewaltig, denn im Falle eines Scheiterns bestand bis zuletzt das Szenario, dass CAF die Züge nicht an uns herausgibt. Damit hätten keine praktischen Schulungsfahrten für die Triebfahrzeugführer stattfinden können und der betriebliche Einsatz wäre bis zu einer gerichtlichen Klärung nicht möglich gewesen. So etwas kann man den Fahrgästen und der Öffentlichkeit nicht zumuten. Wir haben einen Kompromiss gefunden, der uns Rechtssicherheit gibt und eine Kompensation durch zusätzliche Leistungen. Und einer konstruktiven Zusammenarbeit bei Wartung und Instandhaltung steht jetzt nichts mehr im Wege. Damit kann die Schönbuchbahn leben. Ab jetzt können wir uns auf die Einweihung konzentrieren.“
Einen besonderen Dank richtet der Roland Bernhard an den Geschäftsführer des Zweckverbands, Dr. Walter Gerstner: „Er hat die Verhandlungen mit den Spaniern trotz der Drohkulisse in aller Ruhe und Besonnenheit geführt. Es standen nicht nur Millionensummen auf dem Spiel, sondern auch das Image der Schönbuchbahn in der Öffentlichkeit. Die Vorbereitung des ausgewogenen Verhandlungsergebnisses ist das Verdienst des Herrn Gerstner.“