Landratsamt fördert Projekte in Ländern des Globalen Südens
50.000 Euro gehen an 27 Projekte unter anderem in Afrika, Asien und Lateinamerika
Landrat Bernhard: „Der Landkreis fördert die nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe“

Seit 37 Jahren unterstützt der Landkreis Böblingen Projekte in Ländern des Globalen Südens. Für diese partnerschaftliche Zusammenarbeit stellt der Sozial- und Gesundheitsausschuss des Kreistages in diesem Jahr 50.000 Euro zur Verfügung. Es gingen 27 Projektanträge von Kirchen, Vereinen und Eine-Welt-Läden mit ganz vielfältigen Projekten ein. Die Projekte werden in Ländern Afrikas, Asiens, Nordamerikas, Südamerikas und Mittelamerikas realisiert. Darunter waren zum Beispiel Projekte im Bereich der Wasserversorgung, Gesundheit, Bildung oder Frauen-Empowerment.
Zum Abschluss der Förderrunde 2024 für die Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit fand gestern (26. November) eine Netzwerkveranstaltung im Landratsamt statt. Landrat Roland Bernhard betonte: „Der Landkreis fördert die nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe. Gruppen und Organisationen von hier unterstützen Partner in Ländern des Globalen Südens bei der Umsetzung von Projekten. Nachhaltigkeit, Fairer Handel und Klimagerechtigkeit sind hierbei wichtige Aspekte“.
Es stand ein inspirierender Vortrag im Mittelpunkt der Veranstaltung, der sich mit dem Fairen Handel und seinem Beitrag zur Klimagerechtigkeit befasste – dargestellt am Beispiel Boliviens. Referent Aldo Chipana, der Agribusiness studiert und für das Entwicklungspädagogische Informationszentrum Reutlingen e.V. sowie Fairtrade Deutschland tätig ist, stammt selbst aus einer Familie bolivianischer Kakaoproduzenten. Mit seinen persönlichen Erfahrungen bot er spannende Einblicke in die Verbindung von Fairem Handel und Klimagerechtigkeit.
Unterschiedlichste Projektträger, wie Kirchen, Vereine oder Eine-Welt-Läden sind seit vielen Jahren in der Entwicklungszusammenarbeit aktiv. Einige von ihnen sind seit Beginn der Förderung im Jahr 1987 dabei, so zum Beispiel der Eine-Welt-Laden in Sindelfingen. Dieses Jahr wird die Cooperativa Integral De Producción Mujeres Mayas „Tejidos Guadelupe“ in Ciudad, Guatemala unterstützt. Sie unterstützt Frauen bei der Vergabe von Minikrediten, um Einkommensmöglichkeiten zu schaffen für die Versorgung von bedürftigen Kindern und alten Menschen in den umliegenden Dörfern. „Das vielfältige entwicklungspolitische Engagement im Landkreis ist beispielhaft. Mein besonderer Dank gilt den Initiativen, die schon über Jahrzehnte hinweg aktiv sind und das auch in schwierigen Zeiten“, erklärte Landrat Bernhard. „Ziel des Landkreises ist es auch, junge Menschen für die Entwicklungszusammenarbeit und Fairen Handeln zu begeistern, damit das bereits bestehende Engagement im Landkreis langfristig fortgesetzt werden kann“, ergänzte der Landrat.
Neben der finanziellen Unterstützung engagiert sich der Landkreis auch selbst in der Entwicklungszusammenarbeit. Seit 2016 besteht zwischen dem Abfallwirtschaftsbetrieb und der tunesischen Kleinstadt El Guettar eine Partnerschaft im Rahmen des Projektes „Kommunale Zusammenarbeit Maghreb-Deutschland“. Darüber hinaus ist der Landkreis auch im Fairen Handel aktiv. Im letzten Jahr wurde er als Fairtrade Landkreis auszeichnet. Ziel ist es, Fairen Handel auf kommunaler Ebene zu fördern und sich mit verschiedenen lokalen Akteuren für gerechte Handelsbeziehungen, menschenwürdige Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung weltweit einzusetzen.
Seit September 2022 koordiniert Lisa-Marlen Hitzing die Kommunale Entwicklungspolitik im Landratsamt. Diese Aufgabe wird derzeit durch die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert. Ziel ist es, kommunale Entwicklungspolitik strukturell zu verankern, um seitens der Kreisverwaltung einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten.
Zur Bedeutung der Projektbeiträge und kommunaler Entwicklungszusammenarbeit betonte Landrat Bernhard: „Die Corona-Pandemie, der Klimawandel, vielfältige Migrationsbewegungen und Kriege führen uns immer wieder die weltweiten Zusammenhänge vor Augen. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir kooperieren und uns alle – ob von Seiten der Zivilgesellschaft oder der Verwaltung – gemeinsam für eine nachhaltige Entwicklung engagieren.“